Ein winziges Ich für die Ewigkeit

Herford. Simples Fotografieren war gestern. Aufnahmen aus allen Blickwinkeln machen, im Computer zusammenführen und dreidimensional ausdrucken ist heute. Was bisher nur Prominenten - zum Beispiel als Barbie oder Ken - zuteil wurde, kann sich jetzt jeder gönnen. Wer sich ohne Verfallsdatum für die Nachwelt erhalten möchte, schenkt seiner Familie eine Miniaturskulptur aus mehrfarbigem Polymergips.

Der Spaß beginnt bei hundert Euro. Moderne Scanner- und Druckertechnologien machen?s möglich. Waren es bis vor Kurzem nur starre Objekte, die gescannt und nachgebildet werden konnten, so ist nun mit erweiterten technischen Möglichkeiten auch das Rundumfotografieren von menschlichen oder tierischen Körpern machbar. Einer der noch wenigen Pioniere dieser 3-D-Scan-Technologie in Deutschland ist David Hammen (28) mit seinem jungen Unternehmen Vividesign.

Vor rund einem Jahr begann er im Elsbach-Haus mit dem Scannen und dreidimensionalen Drucken (3-D) von alltäglichen Gegenständen, nun hat er die Angebotspalette kräftig erweitert. "Das klassische Porträt ergänzen wir um die dritte Dimension", sagt Hammen selbstbewusst.

Zusammen mit Benjamin Miley hat er acht Monate lang an der Entwicklung der Technik gearbeitet, mit der man einen Menschen aus allen erdenklichen Perspektiven gleichzeitig erfassen kann. 60 - in Worten sechzig - digitale Spiegelreflexkameras hat Hammen auf einem geschlossenen Geviert rund um den Aufnahmeraum drapiert. Erhellt, besser mit Licht schattenfrei durchflutet, wird das Büro im dritten Stock des Elsbach Hauses von Lichtwannen mit modernster Technik. Kernstück ist aber ein unscheinbarer schwarzer Schaltkasten. Hier laufen die Datenkabel aller Kameras zusammen, um von dort den Impuls zu erhalten, der sie synchron auslöst.

Die eigentliche Aufnahme ist einfach und in Windeseile erledigt. Im Zentrum der Kamera-Apparatur prangt ein blaues Kreuz auf dem Boden. Einfach draufstellen, entspannt stehen und freundlich gucken. Mit einer Fernbedienung löst Hammen die Kameras aus, kontrolliert das Ergebnis auf dem Display - und gibt im besten Fall Entwarnung. "Alles okay, sieht gut aus!"

Was dann geschieht, verbirgt sich in den Tiefen des Rechners. Ein paar Stunden arbeitet das System, dann ist der virtuelle Mensch mit all seinen Daten erfasst. Nun kann der 3-D-Drucker in Aktion treten. Mit den noch sündhaft teuren Geräten bietet Hammen fünf verschiedene Verfahren an und verarbeitet bis zu 20 unterschiedliche Kunststoffmaterialien. "In Zukunft kommt Metall hinzu, das eröffnet nochmals neue Perspektiven", sagt der Jungunternehmer.

NW-Redakteur Thomas Hagen gibt es jetzt doppelt. Als lebensgroßes Original und als verblüffend echte Nachbildung im Maßstab 1:12 aus einem Polymergips. | © FOTO: RALF BITTNER