VON HARTMUT BRAUN

Bad Salzuflen. Als Ideenbörse für die OWL-Möbelindustrie ist die ZOW in den 90er Jahren gestartet. Zeitweilig gaben sich ihre Macher den Verlockungen grenzenloser Internationalität hin. Doch mit der gestern eröffneten 20. Auflage bewegt sich die regionale Leistungsschau der Möbelzulieferer wieder zurück zu ihren Wurzeln.

Die aus den fetten Messejahren vertrauten Staus auf der Bundesstraße vor dem Messezentrum blieben gestern aus. Der Besuch war etwas geringer als in den Vorjahren. Doch die ostwestfälischen Möbelmacher nutzen trotz demonstrativem Fernbleibens einiger großer Aussteller die Messe auch in diesem Jahr für ihre Zwecke.

Weit mehr als 400 Aussteller, darunter 80 aus OWL, präsentieren sich. Am Stand der Bielefelder Hymmen Industrieanlagen GmbH (300 Mitarbeiter) zeigt Marketingleiterin Anke Pankoke Möbelelemente mit dekorativen Motiven von bestechender Farbqualität: „Unser Single-Pass-Verfahren ermöglicht die individuelle Gestaltung solcher Oberflächen auch in kleinen Mengen“, verspricht sie. 25 große Digitaldruckanlagen hat Hymmen bisher weltweit verkauft. „Diese Technologie zur Veredelung von Holzwerkstoffen ist inzwischen fest etabliert.“ Die Bünder Kunststofftechnik Nehl (120 Mitarbeiter) konzentriert sich in diesem Jahr auf die Büromöbelbranche. Die Bünder Entwickler haben ein neues Schrankjalousiesystem vor, dessen Oberfläche flächiger und weniger strukturiert ist als ihre Vorgänger. Außerdem sorgen eine neuartige Führung sowie die Beschaffenheit des Materials dafür, dass die Jalousieöffnung sich leicht und fast lautlos führen lässt. Die Bünder, die im Frühjahr eine 8.000 Quadratmeter große neue Halle in Betrieb nehmen, haben für diese Neuheit extra eine eigene Fertigungsstraße gebaut. Bereits im Herbst auf der Büromesse Orgatec dürften die ersten Büroschränke mit den neuen Nehl-Beschlägen ausgestattet sein. Mit Schiebetüren für Schlafzimmerschränke hat sich der Löhner Beschlagspezialist Paul Henke (190 Mitarbeiter) befasst.

Er stellt, zunächst als Studie, eine Schiebetür vor, die sich beim Öffnen des Schrankes zusammenfaltet und vollständig im Inneren des Möbels verschwindet – bei herkömmlichen Schiebetüren bleibt immer ein Teil des Schrankinneren dem Blick des Betrachters verborgen. „Wir sind sehr gespannt, was unsere Kunden davon halten“, sagt Inhaber Roger Henke. Experimentieren, überprüfen, ausprobieren – darum geht es an vielen Ständen dieser Messe. So untersuchen die Herforder Niko Ott und Hans-Hermann Hagelmann mit einem Dutzend Ausstellern, Partnern und Sponsoren auf einer Sonderschau „Sehen, fühlen, hören“, wie Möbelmaterialien Gefühle auslösen können. Möbelfronten werden zu Lautsprechern. Raffinierte Lichteffekte schmeicheln dem Auge. Oberflächen aus veredeltem Beton oder Leder erfreuen die, die sie befühlen.

Der Herforder David Hammen zeigt der Branche, wie man Ideen durch mit 3-D-Druckern kopierten Prototypen überprüft und zur Reife führt. Zahlreiche Neuentwicklungen präsentiert die in OWL stark vertretene Möbelleuchtenbranche. Was während der Messe überzeugt hat, wird auf den Ordermessen im Herbst erstmals in neuen Möbeln zu sehen sein.

Fotos: Kiel-Steinkamp
Neue Westfälische

zow2014